„Runder Tisch“ mit Anton Hofreiter

und leider kein „nur noch kurz die Welt retten…“

Politprominenz am Gymnasium Walsrode

„Herr Dr. Hofreiter, warum zerstört die EU die lokalen Märkte in Afrika, warum wird der globale Süden entgegen aller Absichtserklärungen der EU, der UNO und der WTO immer noch wirtschaftlich ausgebeutet, warum gibt es kein gemeinsames Vorgehen der Staaten im Klimaschutz, warum liefert Deutschland so viele Waffen in Regionen, die diese Waffen in Bürgerkriegsregionen weiterverkaufen?“

Zu diesen Fragen und ähnlichen Themen muss sich der Grünenpolitiker und Bundestagsabgeordnete Dr. Anton Hofreiter bei einem öffentlichen “Runden Tisch” in der Aula des Walsroder Gymnasiums vor über 70 Gästen äußern. Der Veranstalter des “Runden Tisches”, der Verein “Projekt Eine Welt”, hat neben Hofreiter einen zweiten Experten zur Runde eingeladen, Dr. Klaus Schilder, Referent für Entwicklungspolitik bei Misereor.

Die Fragen stellen u. a. Matilda Naumann und Ronja Reinicke, Schülerinnen aus dem Leistungskurs von Herrn Homm. Die beiden Expertinnen haben sich sehr gut auf das Event vorbereitet, so dass Herr Dr. Hofreiter vorher schon befürchtet, es könnte für ihn „schwierig“ werden, „ich muss ja was dazu sagen können“.

Vorab: er kann. Und er hat was zu sagen.

Manfred Eickholt von der Walsroder Zeitung schreibt in der Ausgabe vom 10.3.2023: „In einem zweistündigen Ritt durch die Notlagen dieser Welt wagen sich die Gäste durch den Wahnsinn der Zeit. Der Krieg überschattet alles, obwohl es doch so viel Wichtiges zu tun gäbe. Klima-Kollaps, Rohstoff-Dilemma, Ausbeutung, Handelsverträge mit verheerender Wirkung, weltweite Flüchtlingsbewegungen, Hunger, soziale Not: Die Liste ist lang. Beide Referenten kritisieren “verlogene Handelsabkommen”, inkonsequentes Verbraucherverhalten, den missglückten Umgang mit Migration und verfehlte internationale Steuerpolitik.“

Das Problem der Welthandelspolitik: Die Diktatoren dieser Welt, der globale Norden, der systematisch sein ökonomisches Drohpotenzial ausnutzt, die Doppelmoral der Regierungen. “Wir stecken da in einem total komplizierten Dilemma”, sagt Hofreiter. Und weiter: “Es wäre gut, wenn wir aufhören würden, in Afrika Schaden anzurichten”.

Zur Klimakrise: “Wir tun zu wenig, um die Klimakrise abzubremsen.“ “Dafür müssen wir mehr Geld mobilisieren”, ergänzt Dr. Klaus Schilder von Misereor. Klimaschädliche Subventionen gelte es abzuschaffen. Und Hofreiter sagt: “Natürlich müssen wir weniger Fleisch essen – aber wenn, dann deutlich mehr Reh”, die gefräßigen Rehe mögen junge Bäumchen besonders gern, das ist tatsächlich ein Problem.

Zum Ukraine-Krieg: Der russische Angriffskrieg ist furchtbar: “Wenn Russland durchkommt, leben wir in einer Welt, die ich mir nicht vorstellen mag.” Putin, stellt Hofreiter klar, müsse gestoppt werden. Wenn das in der Ukraine Schule mache, dann gute Nacht.“

Der Runde Tisch deckt Zusammenhänge auf, erklärt Spielräume für politische Entscheidungen und regt dazu an, das eigene Handeln zu hinterfragen. Ein Erfolg für Moderator Peter Endres und ein Erfolg des pensionierten Lehrers Peter Hartwig, der sich gemeinsam mit Herrn Homm, Matilda und Ronja im Vorfeld mehrfach getroffen und abgesprochen hat. Die SchülerInnen des Politikleistungskurses des Gymnasiums sind an diesem Abend stellvertretend für ihre Generation anwesend und möchten Antworten auf keine geringere Frage als die, wie man die Welt retten könne. Die Botschaft an diesem Abend ist: Nur nicht aufgeben, kleine Schritte in großer Zahl haben Wirkung.

Quelle: Walsroder Zeitung

Comments are closed