Exkursion nach Hannover: Entstehung einer Tageszeitung und Probleme heute

Wir, die Schülerinnen und Schüler des Deutschkurses aus dem 12. Jahrgang von Frau Koch-Henze, betraten am 14.11.2014 um 10:30 die weit ausladende Eingangshalle des Bürogebäudes der Hannoverschen Allgemeinen. Schnell werden wir von der Betriebsführerin freundlich begrüßt und durch einen verwirrenden Bürokomplex zu einem Besprechungsraum geführt. Anschließend wird uns die Möglichkeit eröffnet, Fragen zu stellen.

 

Anhand einer alten Zeitung aus dem Jahre 1893 wird uns von der Entwicklung des Madsack- Verlages berichtet. Im Vergleich zum heutigen Layout der HAZ war der damalige Hannoversche Anzeiger geprägt durch ausführliche, unübersichtliche und klein gedruckte Texte. Wer sich heute über Werbung in der Zeitung beschwert, dem muss gesagt sein, dass selbst in der ersten Auflage bereits seitenweise Werbung enthalten war.

Arbeitsabläufe in der Druckerei

Im Anschluss an die Informationen zum Verlag erhalten wir einen Einblick in die moderne Drucktechnik. Es klären sich der Prozess der Farbmischung sowie die Bedeutung der Farbpunkte am unteren Seitenrand. Nach dem von Fakten geprägten Vortrag gehen wir mit Kopfhörern ausgestattet zur Führung durch die Druckhallen über. Normalerweise rasen hier kilometerlange Papierbahnen mit bis zu 40 km/h durch gigantische Maschinen, was wir uns leider nur vorstellen können, da der Druck im Wesentlichen abends erfolgt und vormittags die Maschinen meist stillstehen. Schade, dass die späten Führungen oft schnell ausgebucht sind! Immerhin können wir bei unserem Besuch das Rätsel lösen, wie die Löcher in die Morgenzeitung gelangen: Zum Trennen der langen Zeitungsbahnen werden diese durch Greifarme mit kleinen Haken fixiert und dann durch Messer abgeschlagen.

Auch das Papierlager, gefüllt mit tonnenschweren Recyclingpapierrollen, gibt einen zusätzlichen Einblick in den logistischen Aufwand eines Zeitungsverlages. Denn aufgrund der Auflagenzahl von 135. 000 Zeitungen täglich würde sich dieser Vorrat innerhalb von 4-5 Tagen leeren. Bei der Fortsetzung unserer Führung bekommen wir ebenfalls die hochtechnisierten Maschinen zur Beilage der Werbung zu sehen.

Herausforderungen durch den technischen Wandel

Wie lange werden diese riesigen Anlagen noch voll in Betrieb sein? Die Auflagenzahlen gehen im Wandel der Zeit zurück. Wie passt sich der Verlag an diese heutigen Entwicklungen der Mediengesellschaft an? Zum einen können durch Beteiligungen an neuen Massenmedien größere Zielgruppen erreicht werden, zum anderen sollen der Übergang der Printmedien in die digitale Form sowie der Verkauf von Artikeln zusätzliche Gewinne einbringen.

Die Arbeit als Redakteur

Nach der Führung kehren wir in den Besprechungsraum zurück und erwarten gespannt das Gespräch mit Karsten Röhrbein, Redakteur Lokaldesk und Verantwortlicher für die Beilage „Zish“, die sich besonders an Schüler und Studenten richtet. Eines seiner ersten Statements zu unseren Fragen bezieht sich auf die besondere gesellschaftliche Verantwortung eines Redakteurs. Jeder, der des Schreibens mächtig sei, könne sich zwar als Journalist bezeichnen, als Redakteur jedoch müsse man ausgebildet durch ein Studium und ein zweijähriges Volontariat die nötigen Kompetenzen zur Berichterstattung auf Basis zuverlässiger Quellen vorweisen können. Darüber hinaus umfasse der Beruf ein wesentlich weiteres Spektrum, als es die allgemeine Vorstellung beinhalte. Der Beruf des Redakteurs sei sehr vielseitig. Während seines achtstündigen Arbeitstages verbringe er die Zeit nicht etwa nur mit dem Niederschreiben entsprechender Ereignisse, sondern vielmehr mit deren Recherche vor Ort oder mittels verschiedenster Medien. Die Arbeitszeit sei dabei nicht fest eingeteilt; mit unerwarteten Ereignissen, teils auch spät abends oder nachts, müsse man stets rechnen. Ein vielseitiges Maß an Interessen und Fertigkeiten sei von Vorteil. So seien oftmals gerade Quereinsteiger aus verschiedensten Fach- und Studienbereichen den Journalistikstudenten vorzuziehen.

Wir staunen über das breite Wissen Röhrbeins bezüglich neuer Trends bei Facebook und Twitter. Dieser Redakteur, der sich durchaus bewusst ist, dass die Zahl junger Zeitungsabonnenten zurückgeht, scheut ganz offensichtlich nicht die Auseinandersetzung mit neuen Ausdrucksformen im Netz, mit neuen Sprach- und Lesegewohnheiten. Er betont auch, dass Geschriebenes auch bestimmte gesellschaftliche Gruppen provozieren könne. Das Gespräch zeigt uns, dass sich Röhrbein zusammen mit dem Team mit großem Eifer für die öffentliche Meinungsbildung einsetzt. Wir sind uns einig, dass sich die Exkursion nach Hannover gelohnt hat.