Exkursion in die Eibia: Pulverfabrik im Zweiten Weltkrieg

Am 14.04.2015 wurde der Q1-Geschichtskurs von Herrn Maurer von Herrn Neubert-Preine über das Gelände der Eibia in Bomlitz geführt. Herr Neubert-Preine hat unserem Kurs sehr viele Informationen über die Geschichte der Eibia erzählen können. Die vereinzelt aufkommenden Fragen konnte er mit sehr viel Hintergrundwissen beantworten. Zum Abschluss des etwa 2 ½ stündigen Rundganges hat er uns noch einen Tagebucheintrag einer Arbeiterin und KZ-Insassin auszugweise vorgetragen.

 

Die Eibia war eine Pulverfabrik im Zweiten Weltkrieg. Sie war jedoch nicht nur eine Pulverfabrik, sie war die größte und modernste zu der damaligen Zeit. Doch zunächst zur Entstehung der Eibia: Die Firma Wolff, die schon seit 1815 Erfahrungen im Bereich der Schießpulverherstellung und auch schon früh mit der Herstellung von rauchlosem Pulver begonnen hatte, bekam nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund des Versailler Vertrages nur noch wenig Aufträge und war dahingehend auch finanziell nicht mehr auf seiner Höhe. Aber als die Nationalsozialisten an die Macht kamen und Materialien für ihren bevorstehenden Krieg benötigten, wandten sie sich an Wolff. Dieser sagte zu unter der Bedingung, dass das Reich die nötigen Kosten übernehmen würde. Somit begann der Bau einer riesigen Produktionsanlage für Pulver: Die Eibia.

Diese wurde in einem Waldgebiet nahe Bomlitz errichtet, sodass sie gut vor Bomberangriffen getarnt war. Außerdem war sie dezentral errichtet worden, das heißt, dass es nicht eine große Produktionsstätte gab, sondern mehrere kleinere. Dies war praktisch, da, falls ein Unfall doch einmal eintreten sollte, nicht die gesamte Fabrik explodierte, sondern nur das Gebäude, wo der Unfall eingetreten war. Dazu noch war jeder Komplex von den anderen mit einer Mauer aus Beton geschützt, die so mit Erde, etc getarnt wurden, sodass sie aussahen, als ob sie Hügel in der Landschaft wären.

Wie schon erwähnt, war die Anlage gut getarnt gewesen und zwar dadurch, das´s die Dächer der Gebäude mit Pflanzen versehen wurden, die auch in der Nähe vorkamen, so wurde es für feindliche Luftaufklärungseinheiten schwierig, die Fabrik auszumachen. Dies beweisen britische Luftbilder, auf denen die Umrisse der Eibia relativ schwer zu erkennen sind. Jedoch wurde sie trotzdem von den Alliierten entdeckt und sie fanden auch heraus, was dort produziert wurde. Jedoch als die Briten und Amerikaner mit ihren strategischen Bomberangriffen militärische und zivile Ziele unter Feuer nahmen, um das Deutsche Reich zu schwächen, war die Eibia relativ unten auf der sog. „target list“.

Die Zwangsarbeit war in der Eibia wenig vorhanden, im Gegensatz zu manchen anderen deutschen Fabriken. Hier wurde nur ein sehr geringer Teil von Zwangsarbeitern oder Kriegsgefangenen eingesetzt, da das Risiko der Sabotage bei Kriegsgefangenen zum Beispiel sehr hoch ist, vor allem in einer Pulverfabrik. Nichtsdestotrotz war der Anteil an ausländischen Arbeitern sehr hoch, jedoch waren diese meistens freiwillig in die Eibia gekommen bzw. ihnen wurde der Platz einfach zugewiesen, wenn sie in ihrem Land zum Arbeitsamt gegangen waren, um einen Job zu finden.

Es gab auch ein kleines KZ-Lager in der Nähe der Eibia. Jedoch entgegen der Erwartungen wurden dort die Häftlinge zivilisiert behandelt. Eine Insassin sagte einmal, dass sie in allen 11 KZs, in denen sie untergebracht war, in diesem zuerst wirklich wie ein Mensch behandelt worden sei. Der Leiter der Firma Wolff verweigerte auch vehement, dass SS-Mitglieder dieses KZ-Lager betreten durften.