Kurzgeschichten aus der Klasse 8f
Im Deutschunterricht der Klasse 8f bei Martina Koch-Henze wurde die Kurzgeschichte „Das Schweigen“ von Adelheid Duvanel behandelt. Davon inspiriert sollte die Klasse Parallelgeschichten verfassen. Zwei besonders gelungene Geschichten sind im Folgenden nachzulesen. Dies sind die Geschichten „Stimmen“ von Marie-Lena, Ina, Sophia, Laura und „Zwei Welten“ von Lena, Josephia und Sophie.
Stimmen
von Marie-Lena, Ina, Sophia, Laura
Ich bin 14 Jahre alt, wohne in einem kleinen Haus am Waldrand, und alle nennen mich Tris. Manchmal fühle ich mich anders als die Menschen um mich herum. Wenn ich in der Schule bin, passe ich nie auf, denn meistens bin ich dann im Wald. Natürlich nur in Gedanken .Ich fühle mich einsam und nur der Wald vermag es, diese Leere in meinem Inneren zu füllen. Erst wenn ich lauter bekannte Stimmen höre, weiß ich, dass ich leider noch im Klassenraum sitze.
Als ich mit einer weiteren Sechs nach Hause komme, halten meine Eltern mir, wie jedes Mal, einen Vortrag darüber, wie wichtig die Schule und gute Noten für meine spätere Zukunft seien. „Lass Wald Wald sein und konzentriere dich auf die Schule!“, schärfen sie mir immer wieder ein. Ich versuche mein Desinteresse in meinem Gesichtsausdruck widerzuspiegeln, aber sie überspielen dies, wie die Titelmusik einer Werbung.
Spät abends, wenn sie denken, ich würde schlafen, streiten sie sich meinetwegen, aber ich schlafe nicht, ich starre auf die weiße Decke meines Zimmers, auf der ich eindeutig das Bild eines Waldes erkennen kann. Ich versuche, ihre Worte zu ignorieren und an etwas anderes zu denken, aber ihr Gespräch spielt sich immer wieder in meinem Kopf ab wie das Laufband einer Kassette. Denken sie wirklich, ich würde nicht wissen, dass ich anders bin? Denken sie, ich würde ihre verstohlenen Blicke nicht sehen, wenn ich ihnen vom Wald erzähle? Denken sie das alles wirklich? Ich muss raus. Raus aus diesem Haus. Weg von dem Streit meiner Eltern. Und ich weiß sofort wohin.
Ich sehe die Blätter im Wind tanzen, höre das Flüstern der Bäume und das rhythmische Pfeifen des Windes. Ich erstarre. Die Kälte der Nacht breitet sich in mir aus wie ein Lauffeuer. Und da, da sehe ich sie: zwei leuchtend gelbe Augen, die mich aus der Ferne wie glühende Flammen anstarren. Ich atme erleichtert auf, als ich eine abgemagerte Hundegestalt erblicke. Vorsichtig strecke ich meine Hand nach ihm aus. Er blickt auf. Ich lächele.
Jede Nacht gehe ich in den Wald, um den Hund zu pflegen, bis ich den Mut fasse, meine Eltern darauf anzusprechen. Natürlich sind sie sofort dagegen. Wieso sollten sie sich auch damit belasten, die Familie um noch einen Kopf zu vergrößern? Sie haben doch schon genug Probleme mit mir…
Eines Nachts bin ich für immer verschwunden.
Zwei Welten
Von Lena, Josephia und Sophie
Und schon sitzen wir im Privatjet auf dem Weg zur angeblich tollsten Reise meines Lebens, ich mit meinen stinkreichen Eltern. Nach 11 Stunden langweiligem und ätzendem Gequatsche meiner Eltern kommen wir endlich in der Luxusvilla Elfenbein an, die mich eher an ein Schloss aus dem 18. Jahrhundert erinnert. Mein Zimmer gleicht einem überdimensional großen Porzellanladen, BLOß NICHTS ANFASSEN!!
Während der mir unglaublich lang erscheinenden Safari-Tour interessiere ich mich im Gegensatz zu meinen Eltern nicht sehr für die Natur, sondern für unseren gut aussehenden afrikanischen Safari-Führer, der mich in irgendeiner Weise an Bruce Darnell erinnert. Ein Quietschen ertönt und eine Sandwolke überfällt mich. Ich fühle eine feuchte Brise. Nach Verschwinden der Sandwolke öffne ich langsam meine Augen und damit beginnen die schlimmsten 10 Minuten meines Lebens. Ich höre nichts außer meinem rasenden Herzschlag, dem Schreien von „Bruce“ und dem Schnauben der Bestie. Ich springe auf, ignoriere jegliche Anweisungen von „Bruce“ und renne, wie ich noch nie gerannt bin, in die unendliche Savanne.
Augen auf, unmittelbar vor meinem Gesicht sehe ich ein halbnacktes, schwarzes und seltsam angemaltes Mädchen. Meine weit aufgerissenen Augen begutachten sie und die ungewohnte Umgebung .Nach 5 Minuten Schweigen beginnt das Mädchen auf einer Sprache auf mich einzureden, die mir vollkommen fremd ist. Ich zücke mein Handy und muss feststellen, dass ich hier kein Netz habe. Voller Angst und Verzweiflung richte ich mich auf. Kaum aus dem Zelt heraus, bin ich schon wieder drin. Mit großen Augen nimmt mich die Fremde an die Hand und fängt an mich herumzuführen. Zum ersten Mal fühle ich so etwas wie Geborgenheit und ein nettes Miteinander. Schon immer hat diese Kälte und Geldsucht mich in den Wahnsinn getrieben. Ein paar Tage Eingewöhnung und ich fühle mich wohler als zu Hause.
Mein Zeitgefühl habe ich schon längst verloren. Doch dann werde ich auf einen Schlag zurück in mein altes Leben geholt. Ein ohrenbetäubender Lärm ertönt. In meinem Augenwinkel sehe ich das Zeichen der Helikopterfirma meines Vaters und das hysterische Winken meiner Mutter! Doch ich weiß eins: Mein altes Leben ist für immer Vergangenheit.